Die Tochter des Bildhauers (B00ISRFFLG) by Tove Jansson

Die Tochter des Bildhauers (B00ISRFFLG) by Tove Jansson

Autor:Tove Jansson [Jansson, Tove]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Urachhaus
veröffentlicht: 2014-03-05T05:00:00+00:00


THEATER

Samstags durfte niemand außer Fanny die Sauna heizen. Das war die einzige Arbeit, die sie gern machte. Den ganzen Tag lang stakste sie auf ihren dürren Beinen, die genauso weiß waren wie ihre Haare, über den Hofplatz hin und her und trug Holz, sehr langsam und jedes Mal nur ein paar Scheite. Samstags war Fanny die wichtigste Person in der ganzen Bucht, und daher sang sie eintönig und schrill vor sich hin.

Dann wurde die Sauna abgerissen. Nur der Ofen, die Pritsche und der Türpfosten blieben im Regen stehen. Der Sommer war zu Ende, und Mama war in die Stadt gereist. Papa war mit seiner Spinnangel draußen, und ich wanderte durch den Regen. Es regnete und regnete. Die Wiese war braun und aufgeweicht und roch modrig, und die Saunabalken lagen kreuz und quer durcheinander, die Ameisen hatten sie von innen her aufgefressen, und es lohnte sich nicht, sie aufzuheben.

Als es wieder Samstag wurde, trug Fanny Holz zur Sauna hinunter und füllte den Ofen. Sie blieb stehen, sah die Pritsche und die leere Tür an und murmelte vor sich hin. Ihr runzliges Gesicht und ihre Augen waren ganz leer. Ich sah, dass der Regen wie in Bächen durch ihre Runzeln lief. Sie entfernte ein welkes Blatt von der Pritsche und murmelte dabei die ganze Zeit vor sich hin. Dann blieb sie stehen und wartete, bis das nächste Blatt angeschwebt kam, um es ebenfalls zu entfernen. Schließlich setzte sie sich neben die Katze auf die Pritsche. Sie sahen aus, als wären sie im Theater.

Ich ging in die Küche, legte mich auf die Holzkiste und hörte den Regen aufs Dach trommeln, bis ich einschlief. Als ich aufwachte, hatte es aufgehört zu regnen. Ich nahm das große rote Tischtuch und begab mich damit zur Sauna hinunter. Papas Boot lag draußen bei Sandskär. Fanny saß immer noch auf der Pritsche, die Katze dagegen hatte sich davongemacht.

Ich stieg auf einen Eimer und warf die Tischdecke über den Türrahmen. Sie reichte fast bis auf den Boden hinunter und wirkte draußen noch leuchtender rot.

»Das ist der Bühnenvorhang«, erklärte ich. Fanny gackerte kurz, sagte aber nichts.

Ich ging wieder ins Haus, holte den Gong und hängte ihn an einen Nagel neben dem Vorhang. Dann trug ich sämtliche Laternen, Lampen und Kerzenleuchter heraus und stellte sie rund um die Bühne. Fanny beobachtete sehr genau, was ich tat. Es tropfte überall, aber es regnete nicht. Die Wolken waren so dunkel, dass sie eine Art Dämmerung erzeugten.

Als alles fertig war, verkleidete ich mich als Prinzessin Florinna. Ich zog Mamas rosa Unterrock und die Sonntagsschleife der Katze an und band mir einen grünen Seidenschal um den Bauch.

Als ich zurückkam, hatte Fanny eine Menge Äpfel gepflückt und sie in einem Kreis um das Theater gelegt, sie waren so gelb, dass der Boden fast schwarz wurde. Eine noch dunklere Wolke kam heraufgezogen, was mich veranlasste, die Beleuchtung anzumachen. Es war schwierig, die Lampen zum Brennen zu bringen, aber schließlich ging es. Die Laternen wollten überhaupt nicht mitspielen.

Die Katze sprang wieder neben Fanny auf die Pritsche, ich gab ihnen je ein Theaterprogramm und legte eines auf Papas Platz.



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